Positionspapier: „Beteiligung von jungen Menschen über Jugendparlamente”

Der Landesbeirat für Jugendarbeit positioniert sich folgendermaßen zur Beteiligung junger Menschen über Jugendparlamente oder vergleichbare Formen:


Jugendparlamente und vergleichbare Formen entstehen oftmals auf Anregung aus Politik oder Verwaltung. Es wird meist damit die Hoffnung verbunden, Kinder und Jugendliche durch ein Jugendparlament mit bekannten demokratischen Strukturen vertraut zu machen, ihr Interesse für politische Instrumente und Abläufe zu wecken und sie bestenfalls in die (Kommunal-)politik mit einzubinden.
In der Fachöffentlichkeit sind parlamentarische Beteiligungsformen wie z.B. Jugendparlamente jedoch relativ umstritten. Kritikpunkte sind, dass:

  • die Entscheidungsbefugnisse und Rechte sehr stark variieren und oftmals z.B. keine freie Entscheidungsgewalt über einen eigenen Haushalt gegeben ist
  • meist keine Einbindung vorhandener Strukturen der Jugendarbeit stattfindet
  • bei der Konzeption eines Jugendparlaments oft nur wenige oder gar keine jungen Menschen beteiligt sind
  • die Gefahr besteht, dass entsprechende Gremien zur Instrumentalisierung junger Menschen durch Politik beitragen.
  • nur wenigen jungen Menschen tatsächlich die Möglichkeit geboten wird, sich zu beteiligen; für einen Großteil der Jugendlichen beschränkt sich die konkrete Beteiligung auf den Wahlakt für das Gremium.
  • ein Rückfluss der Informationen über die Wirksamkeit des Jugendparlamentes über Medien und persönliche Kontakte sich i.d.R. schwierig gestaltet und ein hohes Engagement sowohl bei den Aktiven als auch bei den zu informierenden jungen Menschen voraussetzt.
  • der zeitliche Abstand zwischen Engagement und Ergebnis, der insbesondere bei jüngeren Jugendlichen und Kindern auch bei Jugendparlamenten eine entscheidende Rolle für die Akzeptanz vor Ort spielt, oftmals zu groß ist.
  • Jugendparlamente meist nur mit einem sehr hohen (personellen) Einsatz funktionieren und entsprechend der Ressourcen-Aufwand für die Begleitung ist i.d.R. sehr hoch ist.
  • parlamentarischen Verfahren nicht den Arbeitsweisen junger Menschen entsprechen,
  • mancherorts zu beobachten ist, dass sich die Jugendlichen, die in einem Jugendparlament mitarbeiten, in Hinsicht auf das Milieu, die Kultur, die Herkunft und das Artikulationsvermögen nur wenig unterscheiden.